Restauration alter Ölbilder und alter Rahmen -
wie kommt man als Pastellmaler zu diesem Thema?
Softpastelle auf Abwegen
wie kommt man als Pastellmaler zu diesem Thema?
Softpastelle auf Abwegen
Durch meine Kontakte zu einem Galeristen in Lüttich (Galerie la Cimaise, Liège, Belgien) kam es bei der Betrachtung alter Ölbilder und einem Informationsaustausch über die verschiedenen Maltechniken zu der Idee, die Vor- aber auch Nachteile der unterschiedlichen Malmedien für seine eigenen Belange zu kombinieren. Das mir gezeigte Ölbild wies an verschiedenen Stellen kleinere Defekte auf. Ohne großes Zögern und trotz meiner Hinweise auf fehlende Ausbildung und Erfahrung mit der Restauration von Ölbildern übergab mir der Galerist lächelnd das Bild mit den Worten: einmal säubern und restaurieren bitte.
Über das mir entgegengebrachte Vertrauen war ich erfreut und gespannt auf diesen neuen Aufgabenbereich. Gleichzeitig erschrak ich über meinen Leichtsinn, mich an eine Arbeit zu wagen, bezüglich derer ich weder Wissen noch Erfahrung mitbrachte. Meine Internetrecherche zu diesem Thema war sehr spärlich. Bezieht man sich auf die oft zitierten Stufen der Entwicklung, befand ich mich in der ersten Phase: die gerechtfertigte Unsicherheit.
Um nicht beim ersten Arbeitsschritt zu versagen, schaffte ich mir das über 400 Seiten starke Handbuch der Gemälderestaurierung von Knut Nicolaus an. Nachdem ich das Buch in einem Urlaub durchgearbeitet hatte, fühlte ich mich fast so, als hätte ich die zweite Entwicklungsstufe erreicht – die Phase der ungerechtfertigten Sicherheit. Auch wenn die Säuberung eines Ölbildes nicht das hier beschriebene Thema sein wird, muss erwähnt werden, dass bereits bei dieser vermeintlich simplen Arbeit nicht wieder korrigierbare Fehler gemacht werden können.
Was hat mich eigentlich auf die verrückte Idee gebracht, mich als Pastellmaler mit der Restauration eines Ölbildes zu beschäftigen? Antwort: eine einfache Überlegung: Pastellpigmente + Leinöl = Ölfarbe. Bei einem minimalen Anteil von Bindemittel besteht die Pastellfarbe fast ausschließlich aus reinen Pigmenten. Mit einer gründlichen Beimischung von Leinöl lässt somit eine ebenso große Palette an Ölfarben herstellen.
Die genaue Abstimmung eines exakten Farbtons während einer Restauration ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Bei einem kleinen Farbspektrum ist sehr viel Erfahrung erforderlich. Farbmischungen gehören nicht zur Stärke oder einem notwendigen Repertoire eines Pastellmalers. Die geradezu unendliche Anzahl bereits vorliegender Farbabstufungen von Pastellen ist ein Vorteil, der ausgenutzt werden kann. Auf einer kleinen Glasplatte habe ich von Farbstiften kleine Pigmentmengen mit einem Messer abgeschabt und direkt daneben zwei Tropfen Leinöl aufgetragen. Durch sehr gründliches Einrühren verschiedener Pigmente tastet man sich an den gewünschten Farbton heran. Liegen tiefere Defekte vor, muss vor dem Farbauftrag der substanzielle Defekt ausgefüllt werden. Als Füllmasse dient eine Mischung aus Leinöl und Champagnerkreide, welche nach Durchtrocknung farblich der Umgebung angepasst werden kann. Auf diese Art und Weise lassen sich auch Oberflächenstrukturen wie Spachteltechniken nachempfinden und abgeplatzte Bereiche von Ölfarbe kaschieren.
In einem ersten Arbeitsschritt verwende ich verdünntes,
gereinigtes Leinöl, so dass ich mich an die Farben langsam herantasten kann. Ein
schichtweiser, lasurartiger Farbauftrag erfolgt. In mehreren Arbeitsschritten
werden so die Farbdefekte wieder geschlossen. Im Folgenden habe ich ein paar
Bereiche nach den ersten Arbeitsschritten exemplarisch eingefügt (links vor und
rechts nach der Farbauftragung).
Das Ölbild hat wieder einen
Platz in der Galerie gefunden. Ein zum Bild passender Rahmen - Restauration
alter Rahmen macht mir ebenso große Freude - lässt das Bild wieder sehr
ansprechend erscheinen. Nach diesen ersten gelungenen Arbeitsschritten auf
einem neuen, mit vielen Unwegsamkeiten und Fehlermöglichkeiten behafteten
Bereich, stieg meine Zufriedenheit an. Die zweite Entwicklungsstufe – die Stufe
der ungerechtfertigen Sicherheit - hatte ich erklommen. Mittlerweile wurden mehrere
kleine Restaurationsarbeiten an Ölbildern von mir durchgeführt. Mal waren es sehr
oberflächliche, mal kleinere substanzielle Defekte, mal ein Riss in der
Leinwand, mal eine Absplitterung am Holzgrund. Stetig war mein Repertoire an
Pastellkreiden die Grundlage einer optimalen Farbanpassung.